Unsere Trachten
Der Historische Burschenverein Sommerhausen wurde am 29.12.1882 gegründet.
Er hat sich die Erhaltung der Sommerhäuser Bürgerwehruniform sowie alter Traditionen und Sitten unseres Ortes zur Aufgabe gemacht.
Erstmalig wurde die Sommerhäuser Bürgerwehr 1601 erwähnt. Die hier gezeigte Uniform geht auf das Jahr 1700 zurück. Sitten und Gebräuche stammen aus einer Zeit, in der Sommerhausen Residenz der Grafen von Rechteren-Limpurg war. Deren Farben, rot-gelb, wurden von der Bürgerwehr übernommen. Im Jahre 1952 wurde auf Initiative Ihrer Erlaucht Hildgard Gräfin von Rechteren-Limpurg-Speckfeld die Frauen– und Mädchengruppe gegründet, deren Trachten nach im Schloß gefundenen Aufzeichnungen gefertigt wurden.
Der Dreispitz:
Er stellt einen dreieckigen, schwarzen Filzhut im fränkischen Stil dar.
Die Hutkrempe ist nach oben gebogen. An der linken Seite ist ein in V-Form aufgenähtes rot-gelb-farbenes Band. An der Spitze der V-Form sitz ein schwarzer Ripsknopf. Der Dreispitz wird so getragen, dass eine Spitze nach vorne schaut, die beiden anderen nach hinten.
Die Weste:
Die Weste ist aus mittelblauen Filz– oder Tuchstoff, ärmellos, enganliegend mit hochgeschlossenem Stehkragen. In Höhe der Bundlinie befindet sich rechts und links ein Tascheneingriff. Den Verschluss bilden einreihig angebrachte silberne Trachtenknöpfe.
Das Hemd:
Unter der Weste wird ein weißes Baumwollhemd getragen. Die Ärmel schließen mit einem schmalen Bündchen ab. Unter den Hemdkragen, der vom Stehkragen der Weste überdeckt wird, wird ein schmales, schwarzes Samtband gezogen und vorne zu einer Schleife gebunden.
Die Kniebundhose:
Sie ist aus schwarzen Velvet oder Wollstoff genäht. Im Vorderteil sind Taschen eingearbeitet, die mit einem silbernen Knopf geschlossen werden. Der Latz wird ebenfalls mit silbernen Knöpfen geschlossen. Die Hosenbeine werden mit zwei angenähten, kurzen Bändchen gebunden.
Strümpfe und Schuhe:
Zur Kniebundhose werden weiße Baumwollstrümpfe und schwarze, geschnürte Halbschuhe getragen.
Sie ist aus schwarzen Velvet oder Wollstoff genäht. Im Vorderteil sind Taschen eingearbeitet, die mit einem silbernen Knopf geschlossen werden. Der Latz wird ebenfalls mit silbernen Knöpfen geschlossen. Die Hosenbeine werden mit zwei angenähten, kurzen Bändchen gebunden.
Die Frauenhaube:
Sie wird von Hand genäht und besteht aus schwarzen Moiré, der auf vlieseinähnlichem Material gespannt ist. Die Haube ist zylinderartig geformt und läuft nach vorn spitzbogig zu. Im hinteren Teil schließt der tiefer liegende Haubenboden mit dem sogenannten „Spiegel“ ab. Der „Spiegel“ ist der Schmuck der Frauenhaube. Er ist reich verziert mit aufgestickten Perlen, Pailletten und Goldbordüren, die ornamentartig aufgebracht und bei jeder Haube verschieden sind. Auf der Naht zwischen Haubenteil und „Spiegel“ sitzt eine ca. 5 cm breite , schwarze Baumwollspitze. Die vordere, spitzbogenförmige Partie verziert eine schwarze Klöppelspitze. Am unteren, dem Nacken zulaufenden Teil des „Spiegels“, ist eine schwarze Schleife, die in zwei, je 1 m langen Bändern, ausläuft. Die beiden Moirebänder enden mit einer Baumwollborte. Die Haube wird unter dem Kinn mit zwei schmalen, schwarzen Ripsbändern gebunden. Die Mädchenhaube ist nicht mit einem Spiegel, sondern mit einem Dekorstoff im Haubenboden ausgelegt.
Das Mieder:
Es zeigt im Vorderteil einen runden, tiefen Ausschnitt, ist ärmellos und enganliegend gearbeitet. Geschlossen wird es durch eine schwarze Baumwollkordel, die kreuzweise durch handgenähte Ösen geschlungen wird. Im Rücken läuft von der Taille ab das Schößchen rautenförmig spitz aus. Das in der Mitte eingesetzte Stoffteil ist in Falten gelegt, an deren Ansatz eine schwarze Borte aufgenäht ist.
Die Bluse:
Es ist eine schlicht geschnittene, hochgeschlossene, weiße Baumwollbluse. Den Halsausschnitt ziert ein schmales Bündchen mit einer Rüsche. Die Ärmel sind dreiviertel lang und enden mit einer Rüsche. Die Blusen der ersten Trachten besaßen halbe Ärmel mit glattem Abschluss.
Das Schultertuch:
Es ist ein quadratisches, buntes Seidentuch mit kurzen oder lang geknüpften Fransen. Das Tuch wird zu einem Dreieck gelegt und um Schulter, Bluse und Mieder getragen. Die beiden vorderen Enden werden mit einer Brosche am Mieder befestigt.
Blumen:
Frauen und Mädchen stecken sich Blumen, je nach Jahreszeit, zu einem kleinen Strauß gebunden, zwischen Mieder und Bluse.
Die Schürze:
Die Schürze wird meist aus bunter Kunstseide gefertigt. In der Taille ist sie eingereiht oder in Falten gelegt und mit einem breiten Bund zusammengefasst. Als Schmuck ist oberhalb des Saumes eine schwarze, gestickte Tüllspitze angenäht. Die Schürzenbänder aus Satin werden vorne zu einer Schleife gebunden.
Die Mädchenschürze ist aus bunten Baumwollstoff.
Der Rock:
Früher wurden die Röcke aus blau– und schwarzkarierten Wollstoffen genäht. Heute verwendet man vornehmlich einfarbig schwarze Wollstoffe. Der Frauenrock ist in 1 cm breite Falten gelegt und wird in der Taille mittels eines 2 cm breiten Bundes gehalten.
Die Mädchenröcke sind aus blauer , roter und grüner Baumwolle und werden in der Taille mit einem Gummiband gehalten.
Die Unterhose:
Sie ist aus weißem Baumwollstoff genäht. Die Hosenbeine reichen bis übers Knie und schließen mit einer Baumwollspitze ab.
Die Strümpfe:
Die Strümpfe sind meist noch aus Baumwolle handgestrickt.
Die Schuhe:
Es gibt keine generelle, einheitliche Form der Trachtenschuhe, meist sind es schwarze Pumps oder Schnürschuhe mit einem 3 – 5 cm hohen Blockabsatz.
Die Kopfbedeckung:
Der Zweispitz
Die Hüte sind aus schwarzem Filz gefertigt. An beiden Seiten ist die Hutkrempe am Kopfteil hochgeschlagen, so dass sie vorne und hinten spitz zuläuft. Die beiden Spitzen sind abgeflacht und von einer fransenartigen Goldbordüre verziert. An der rechten hochgeschlagenen Hutkrempe ist ein breites rot-gelbes Band aufgenäht, an der linken Seite sind zwei goldfarbige, gedrehte Kordeln befestigt, die eine Schlaufe bilden und durch einen Messingknopf gehalten werden. Zwischen Kopfteil und rechter Hutkrempe wird der rot-gelbe Federbusch eingesteckt.
Der Göcks
Er hat eine Zylinderform und besteht aus schwarzem, steifem Pappkarton. Vorne schließt sich ein ovales, kurzes Schild an. An der rechten und linken Seite des Hutes sitzt jeweils ein Messingknopf mit eingeprägtem Löwenkopf. An ihnen befestigt ist ein schuppengliedriges, breites Messingband, das zur vorderen Mitte hin schmaler wird und vorne mit einer Messingschnalle zusammen gehalten wird. Am oberen Hutrand ist jeweils seitlich eine geflochtene rot-gelbe Kordel angebracht, die zur vorderen Mitte hin halbrund durchhängt. An der linken sind zwei rot-gelbe Bommel befestigt. Ein rot-gelber Federbusch sitzt vorne an der Kante zwischen zylinderförmigen Hutteil und Hutdeckel.
1. und 2. Leutnant
Die Hose
Die Uniformhose ist eine lange, weiße Leinenhose. Am Vorderteil befinden sich jeweils seitlich ein schräg angeschnittener Tascheneinsatz, hinten sitzt rechts eine Gesäßtasche.
Die Hose schließt mit einem Reißverschluss oder Knöpfen in der vorderen Mitte. Am Bund sind Schlaufen aufgenäht, durch die ein weißer Skailedergürtel mit Silberschnalle gezogen wird.
Die Stiefel bzw. Schuhe
Die lange Leinenhose steckt bis zum Knie in schwarzen Schaftlederstiefeln. Die Mitglieder der Musikkapelle tragen keine Stiefel, sondern schwarze, geschnürt Halbschuhe. Ursprünglich gehörte die Musikkapelle nicht zur Bürgerwehr; sie wurde erst nach dem 2. Weltkrieg mit der Tracht der Bürgerwehr eingekleidet.
Die Schärpe
Sie besteht aus einem etwa 2m langen, rot– gelben Band, das an beiden Enden mit goldfarbener Fransenborte abschließt. Die Schärpe wird durch die beiden Schlitze des Frackes, die sich an den beiden rückwärtigen Seitennähten befinden, durch gezogen und über das vordere Schößchenteil geführt. An der linken Seite wird sie überschlungen und fällt in zwei langen Bändern herab.
Die Trommler
Der Frack oder „Schäß“
Der „Schäß“ ist aus schwarzem Wollstoff, einer Kammgarnart, und besitzt einen Samtstehkragen, der vorne nicht ganz schließt. Doppelreihig sitzen insgesamt 8 Messingknöpfe am Vorderteil, an dem ein kurzes Schößchen angeschnitten ist. Das Rückenteil läuft in zwei lange, breite Schöße aus. Zwei Messingknöpfe sitzen hinten auf den Teilungsnähten sowie ein Messing– oder drei schwarze Stoffknöpfe am Unterärmel. In den rückwärtigen Teilungsnähten sind oberhalb der Bundlinie kleine Schlitze offen gelassen zum Durchführen der Schärpe.
Der Krageneinsatz
Früher band man ein weißes, zum Dreieck zusammen gelegtes Tuch nach hinten um den Hals, heute ersetzt durch einen weißen Rollkrageneinsatz.
Die Lederschürze
Sie ist aus braunem Rindsleder, aus einem Teil gefertigt und an Latz– und Rockteil abgerundet. Am oberen Latzteil und seitlich an der Bundlinie sind insgesamt 4 Ösen eingearbeitet, an denen Lederschnüre befestigt sind. Um den Hals bildet die Lederschnur eine Schlinge zum Durchschlüpfen, um die Hüfte werden die Schnüre gebunden.
Die Bandeliere
Sie bestehen aus zwei etwa 5cm breiten, weiß lackierten, schlaufenartig geformten Lederbändern. Sie werden auf den Schultern getragen, so dass sie sich an Brust und Rücken überkreuzen. Die Bandeliere, sog. Wehrgehänge, brauchte man zur Munitionsbeförderung. Deshalb befindet sich am rechten Band ein schwarzes Ledertäschchen. Diese Tasche ist rechteckig, wird vorne übergeklappt und am Boden mit einem geschlitzten Lederbändchen und einem Messingknopf geschlossen.
Die Feldschertasche
Diese lederne Umhängetasche besteht aus geknüpften Leinenschnüren und hat einen Klappverschluss. Die Taschenklappe schließt mit einem braunen Rindslederteil in Dreiecksform ab, unten an der Kante ist das Leder in Fransen geschnitten. Das Rückteil ist aus schwarzem Leder gefertigt und ein schwarzes Lederband fasst die Tasche ein.
Die Trommel
Sie klingt hoch und hell und wird mit schwarzen oder braunen Holzklöppeln geschlagen. Die Trommel ist zu beiden Seiten der Zargen mit Kalbsfell bespannt. Die Spannung der Felle bewirkt eine im Zickzack gezogene Schnur, die zum Schmuck der Trommel beiträgt und an der auch der Schultergurt befestigt ist. Die Seitenwände oder Zargen sind messingfarben und oben und unten mit kleinen Rechtecken in rot und gelb bemalt.
Das Beil mit Fähnchen
Das Beil wird als Waffe von den Pionieren getragen und besteht aus einem nahezu meterlangen Holzschaft und dem Stahlstück mit der Schneide. Seitlich des Schaftes ist an einem Holzstab mit zwei roten Kordeln ein Fähnchen befestigt.
Säbel und Degen
Der gebogene, vorne zweischneidige Säbel mit Korb und Lederschlaufe wird nur vom Hauptmann und den Pionieren getragen. Der Degen ist die Waffe der beiden Leutnants und der beiden Feldscherer — Doktor und Profisor.
Das Gewehr
Unter den Gewehren befinden sich hauptsächlich Vorder-, aber auch einige Hinterlader, zum Teil mit Bajonetten. Das Gewehr galt früher als die Waffe der Fourierschützen und wird heute noch von diesen getragen.
Der Tambourstab
Mit dem Tambourstab geht der Tambourmajor dem Spielmannszug voran und gibt mit seinem Stock das Zeichen zum Spiel. Der Stab ist ein meterlanger Stock, der von einer rot-gelben Kordel umwunden ist. An der Spitze des Stabes bildet die Kordel eine Quaste, das untere Ende hat eine Kugelform.